Bei Glasurit in Münster-Hiltrup hat man vor einigen Jahren das „Classic Car Colour“ -Programm (CCC) aus der Taufe gehoben. Basierend auf einem riesigen Archiv an historischen Lackproben ist man nun gemeinsam mit den Markenclubs auf der Suche nach den richtigen Farbtönen für historische Kraftfahrzeuge. In unregelmäßigen Abständen lädt Jürgen Book, Chef dieser Sparte, die Oldtimerfreunde ein ins Lackkompetenzzentrum auf dem riesigen Werksgelände, um von den neuesten Entwicklungen zu berichten.
Diesmal waren als Referenten Till Beckmann von Jaguar Deutschland und Heiner Stertkamp von der Jaguar Association Germany (JAG) dabei, um von der Wiederauffindung und Zuordnung von über 350 originalen Jaguar-Lacktönen zu berichten, was allerdings gar nicht so einfach war: Es wechselten die Nummern, die Anbieter, die Produktionsorte – mit der Überraschung, dass manche Farben bei gleicher Nummer vollkommen anders aussehen! Hier sei auf die kompetente Unterstützung der Vereine hingewiesen – ein originaler Auftritt ist fast immer wieder hin zu bekommen.
Das ist natürlich auch ein Kernpunkt der Charta von Turin, die im Oktober 2012 verabschiedet wurde. Im Handbuch der FIVA dazu taucht Book als Referent für das „Paint Chapter“ auf. Der Leitfaden wird soeben auch in die deutsche Sprache übersetzt.
Dieses Handbuch bietet dem Fahrzeugbesitzer eine Richtlinie zur Behandlung seines Fahrzeugs als historisches Kulturgut. Dabei wiegt der Erhalt der Originalsubstanz mehr als das Neue. Da es mit historischen Materialien allerdings Schwierigkeiten geben kann, was zum Beispiel die Verwendung inzwischen verbotener Zutaten angeht, hat man sich bei Glasurit nun auf ein besonderes Terrain hervorgewagt: Der gewollte Makel an einer neuen Oberfläche, die sich so unmerklich in ihre originale Umgebung einpasst. Sprich: Der gut erhaltene Lack von 1960 wird bei einem Unfall partiell beschädigt, zum Beispiel durch eine eingedrückte Tür. Die Lackprofis versuchen nun, die Reparaturfläche künstlich so zu altern, dass der Auftrag einer neuen Lackschicht im Umfeld überhaupt nicht mehr auffällt.
Als Beispiele waren zwei Fahrzeuge vor Ort. Ein Jaguar Mk. IX von 1960 in Grau-Metallic, außerdem ein Bahama-blauer VW Käfer 1302 von 1971 aus Familienhand, der hier und da mal bei lackiert wurde, aber im großen Eindruck eine unwiederbringliche Patina präsentiert. Auf mehren Karosserieteilen konnte man die verschiedenen Ansätze betrachten, mit denen die Lackspezialisten sich den alten Oberflächen annähern. Im Prinzip also eine mangelhafte Lackierung mit Ansage, für die ein Leitfaden entstehen soll, den die weit verbreiteten Glasurit-Classic-Partner demnächst zur Hand haben wollen, um solche erhaltenden Maßnahmen an originalen Fahrzeugen umzusetzen.
Wer sich davon selbst ein Bild machen möchte, der findet Glasurit auf der Techno Classica 2018 vom 21. bis 25. März in Essen, Halle 2.0, Stand 115.