Im Düsseldorfer Kunstpalast an der nördlichen Rheinpromenade ist noch bis zum 10. Februar 2019 eine bemerkenswerte Ausstellung zu sehen, die vor wenigen Jahren wohl noch nicht möglich gewesen wäre. Unter dem Titel „PS: ICH LIEBE DICH“ wird das Sportwagen-Design der späten 40er bis in die 70er Jahre gefeiert. 30 Klassiker von besonderer Qualität werden gezeigt und ziehen einen roten Faden durch die Sportwagen-Linienführung jener Jahre, als man noch Gas geben konnte, ohne gleich verteufelt zu werden.
Battista „Pinin“ Farina: Cisitalia 202, 1947. Mit diesem Coupé begann der moderne Sportwagenbau. Flach, relativ breit und schnörkellos, die Scheinwerfer integriert in die klare Linienführung. Dieses Auto hatte großen Einfluss auf alles, was danach kam.
Erwin Komenda, Porsche 356, ab 1948. Das Porsche-Konstruktionsbüro hatte nach dem Krieg direkt mit Cisitalia zu tun. Allerdings gab es 1939 bereits den Paris-Rom-Wagen, den Porsche Typ 60/64, der viel von dieser Jahrhundertform vorweg nahm.
Ferdinand Alexander „Butzi“ Porsche, Erwin Komenda, Porsche 901, 1963. Das Nachfolgemodell des 356 wurde zu einem Synonym des Sportwagens überhaupt. Als Typ 911 wird er in seiner Grundsilhouette bis heute gebaut.
Battista „Pinin“ Farina, Alfa Romeo Giulietta Spider 1955. Der Erfolg der klaren Linie eroberte den US-amerikanischen Markt im Sturm.
Es war ein weiter Weg, bis die öffentliche Kunstszene die Bedeutung des Automobildesigns erkannt und teilweise auch akzeptiert hat. So werden die Fahrzeugbeschreibungen in der Beschilderung mit dem Designer begonnen, was ungewöhnlich ist, aber bestens ins Museum passt. Sehr gelungen ist das, vor allem, weil solche Museumsleute natürlich etwas von Präsentation verstehen. Der reinste Benzin-Tempel ist so entstanden; und hat man eigentlich auch genug von Super Car-Shows ohne Brot und Butter, so zeigt sich hier die Entwicklung der reinen Formenlehre in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts – sehenswert!
Battista „Pinin“ Farina, Lancia Aurelia B24 S America Spider, 1954. Auch hier ist die klare Linie des Meisters zu erkennen.
Ercole Spada, Aston Martin DB 4 GT Zagato, 1960. Gebaut für den Rennsport, setzt dieses Coupé mit Aluminiumkarosse konsequent auf Leichtbau.
Medardo Fantuzzi, Ferrari 166 MM Barchetta, 1969. Hier darf man sich nicht über das Baujahr wundern, denn der Rahmen wurde von 1948 bis 1953 gebaut. Ursprünglich kam die Karosserie von Touring in Anlehnung an den Pininfarina-Entwurf des Cisitalia. 1953 bekam die Barchetta eine Haut von Ferrari, die der Besitzer 1969 wieder entfernen ließ. Die Rekonstruktion der ursprünglichen Form übernahm der legendäre Fantuzzi, bekannt für viele Maserati-Kreationen.
Die Ausstellung beginnt denn auch mit dem Nukleus allen Sportblechs der Nachkriegszeit, dem Cisitalia 202, wie er auch schon vor Jahrzehnten den Weg ins Museum of Modern Art in New York gefunden hat. Hier entdeckt man die Quintessenz der Dreißiger und frühen Vierziger Jahre, das Aufkommen von Stromlinie und Pontonkarosserie, das vom Zweiten Weltkrieg aufgehalten wurde.
Friedrich Geiger, Karl Wilfert, Mercedes W 194 bis W 198 „Flügeltürer“ 1952. Die Türen waren ursprünglich eine Notlösung, weil der Gitterrohrrahmen bis hoch in die Flanke baute.
Albrecht Graf Goertz, BMW 507, 1955. Der nur 254 mal gebaute Roadster steht als Vorserienmodell in Düsseldorf. Ein Fest für Design-Fans.
Battista „Pinin“ Farina, Ferrari 250 GT California Spyder, 1957. Der klare Entwurf im europäischen „Jetset-Stil“ wurde in den Staaten erfolgreich.
Franco Scaglione, Alfa Romeo Giulietta Sprint Speciale Prototyp 1957. Das Coupé des Schöpfers der B.A.T.-Modelle und des Porsche Carrera Abarth kam leicht modifiziert als Alfa Giulietta SS auf den Markt und beeinflusste zB den Jaguar E-Type.
William Lyons, Malcom Sayer, Jaguar E-Type 1961. Das Coupé mit der irrwitzig langen Haube wurde ein Welterfolg.
Marcello Gandini, Lamborghini Miura, 1966. Das Mittelmotor-Coupé leitete einen großen Umbruch im Design ein. Die organische Stromlinienform wurde zugunsten einer geometrischen Gestaltung aufgegeben.
Das alles und noch viel mehr gibt es noch bis zum 10. Februar 2019 im Düsseldorfer Kunstpalast zu sehen. Sehr empfehlenswert!