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Schnellaufende Kleindiesel für Personenkraftwagen waren 1939 noch eine neue Technologie, deren Leistungsfähigkeit man demonstrieren wollte. Nur drei Jahre zuvor, 1936, hatten Hanomag in Hannover-Linden und Mercedes-Benz praktisch zeitgleich die ersten Diesel-PKW der Welt präsentiert. Der Konstrukteur Lazar Schargorodsky, 1882 in Odessa geboren, hatte den Vierzylinder mit 1900 Kubikzentimetern entwickelt, der bei 2800 Umdrehungen 32 PS abgab. Diese Maschine wurde leistungsgesteigert, mit einem langen Ferngang-Getriebe ausgstattet und in ein verkürztes Hanomag Rekord-Fahrgestell eingesetzt. Die Stromlinienkarosse wurde nach Patenten des Aerodynamik-Pioniers Paul Jaray von Freiherr von Koenig-Fachsenfeld gezeichnet und bei Wendler in Reutlingen in Superleggera-Bauweise umgesetzt: Ein leichtes Rohrgerippe wurde mit Alublech verkleidet.
Rekordfahrten waren populär, und zwei Abschnitte der neuen Reichsautobahnen waren extra für solche Zwecke erweitert worden. Eine lange Gerade auf der A5 zwischen Frankfurt und Darmstadt, die andere auf der A9 bei Dessau. Auf der Dessauer Rekordwoche im Februar 1939 ging der Hanomag-Sportleiter und Ingenieur Karl Haeberle an den Start der fast zehn Kilometer langen Teststrecke zwischen Dessau-Süd und Bitterfeld und erreichte damals höchst bemerkenswerte 165 Stundenkilometer. Vier Weltrekorde brachten die Fahrten der Hanomag ein.
Der Krieg machte alles das zunichte. Der Rekordwagen verbrannte und die Hanomag sollte nach 1941 nie wieder PKW in Serie bauen.
Der fast vergessene „Silberpfeil aus Hannover“ fand zurück ins Bewusstsein, als der Hanomag-Enthusiast, Journalist und Autor Horst-Dieter Görg einige Konstruktionspläne wiederentdeckte. 2007 wurde das Chassis rekonstruiert mit Hilfe eines um 30 cm verkürtzen Rahmens eines Hanomag Rekord. 2012 entstand ein detailgetreues Modell des Stromlinienwagens im Maßstab 1:3, das auf der IAA in Frankfurt am Stand der Hanomag IG ausgestellt wurde. 2013 schließlich begann die Rekonstruktion des Aufbaus durch Ulrich und Fynn Weinberg in Zetel bei Wilhelmshaven. Das letzte mechanische Problem löste erst kürzlich Ulrich Beule aus Brilon, der das fehlende „Ferngang-Getriebe“ kurzerhand komplett nachbaute!
Nun ist das Projekt bis auf die Armaturentafel abgeschlossen. Hier gibt es das Problem, dass kein zeitgenössisches Foto bekannt ist, das den Innenraum des Originals zeigt.
Rund 250.000,- Euro hat die Rekonstruktion des Rekordwagens gekostet, die viele ehrenamtliche Arbeit nicht mit eingerechnet. Die GTÜ hat sich gern daran beteiligt, allein schon, weil GTÜ-Prüfingenieur Jonas Schargorodsky aus Börßum bei Wolfenbuttel der Urenkel des Hanomag-Motorenkonstrukteurs Lazar Schargorodsky ist!
]]>https://www.gtue-oldtimerservice.de/
http://www.deutsche-museumsstrasse.de/
Wir haben uns am Messestand unserer Partner von der GTÜ, den Oldtimer-Profis der Gesellschaft für Technische Überwachung, mit einem ganz besonderen Projekt auseinandergesetzt. Am Stand hatte die Hanomag IG die Reproduktion des Hanomag-Diesel Stromlinien-Rekordwagens von 1939 ausgestellt.
Es ist eine spannende Geschichte, die wir ganz kurz erzählen möchten.
Die Hanomag, die Hannoversche Maschinenbau AG, existierte von 1871 bis 1984 und war ein großer Hersteller von Lokomotiven, LKW, PKW und Baumaschinen. Parallel zum Mercedes Benz 260D baute Hanomag 1936 den ersten Diesel-PKW der Welt in Serie. Gern wird übrigens erzählt, es wären die ersten Diesel-PKW überhaupt gewesen. Das allerdings war bereits 1933 ein Citroen Rosalie mit Motor von Sir Harry Ricardo.
Aus 1,9 Litern Hubraum entwickelte das Aggregat aus der Feder von Lazar Schargorodsky damals sehr beachtliche 35 PS. Für die Rekordwoche in Dessau im Februar 1939 entstand ein Stromlinien-Rennwagen mit Alu-Karosse über einem filigranen Rohrrahmen auf dem verkürzten Fahrgestell eines Hanomag Roadsters von 1938. Auf der neuen Autobahn Berlin-Leipzig erreichte der Ingenieur Karl Häberle 165 Stundenkilometer und stellte gleich vier Klassenrekorde auf. Kurz darauf begann der Zweite Weltkrieg und das Fahrzeug ging verloren.
Bis auf einige Fotos und Risszeichnungen blieb nichts vom Rekordwagen erhalten. Dennoch haben sich Horst-Dieter Görg und seine Mitstreiter der Hanomag IG an die Wiederauferstehung dieses Meilensteins der Automobilgeschichte gewagt. In Zusammenarbeit mit Autodesk in Ronneberg und der Technicon Design Group in Köln wurde das Fahrzeug komplett in 3D virtuell erstellt. Mit dieser Vorlage gingen die Karosseriebauer Uli und Fynn Weinberg aus Zetel an den Aufbau von Rohrrahmen und Außenhaut.
http://oldtimerapp.com/index.php?menu=10&id=4068
Der Rekordwagen ist bereits fahrbereit, allerdings fehlen noch Spenden für den Abschluss der sehr aufwändigen Karosseriearbeiten. Unterstützer können ab 50 Euro eine absetzfähige Spendenquittung erhalten. Da müssten sich doch noch ein paar Selbstzünder-Fans finden, das wäre doch gelacht.
Der Clip zum Auto: http://www.hanomag-museum.de/Weltrekord_Diesel_Video/Weltrekord-Diesel.html
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