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Der Brütsch 1200, ein Unikat
Immer wieder ist es eine einsame Entscheidung, auf einer Messe nur ein einziges echtes Highlight herauszufischen, um es gesondert und detailliert vorzustellen. Diesmal war es zudem auch noch das Problem, dass die beiden größten Veranstaltungen dieser Art auf einen Termin gelegt worden waren. So mussten wir uns praktisch durchsägen, um zugleich auf der Retro Classics in Stuttgart und der Techno Classica in Essen dabei zu sein.
Dennoch, wir haben wieder unseren Solitär gefunden. Wie Ihr Euch denken könnt, sind wir natürlich inzwischen mit einem ganz speziellen Blick unterwegs, immer auf der Suche nach Fahrzeugen, zu denen wir noch kein Foto in der Datenbank haben. Es sind immerhin sechseinhalbtausend Fotos bereits sortiert, womit ein nicht unerheblicher Teil der noch relativ häufigen Modellen abgedeckt ist. Dementsprechend zücken wir auf Messen natürlich immer seltener die Kamera.
Manchmal aber trifft es einen wie der Blitz. Es erinnert ein wenig an das Briefmarkensammeln in der Kindheit, und auch die Panini-Alben boten einen ähnlichen Reiz, wenn mitten in der Seite eine verdammte Lücke klaffte, die immer hässlicher wurde, je länger sie da war. So etwas hat hingegen den Vorteil, dass man irgendwann wirklich merkt, was selten ist. Ein VW 411 Variant ist so ein Kandidat, der Mercedes 180 Ponton Kombi oder die meisten Kombis generell, die von Handwerkern einfach verbraucht worden sind. Für die Zuordnung und das Anlegen der Listen in der Oldtimer-Youngtimer-App haben wir bisher viele Bücher, Magazine und Datenblätter durchgeackert. Ja, und dann sah ich ihn, am Mittwochabend vor Messebeginn in Stuttgart, am Stand der Alt-Ford-Freunde, und ich ich hätte nie gedacht, dieses Modell jemals mit eigenen Augen zu sehen:
Die Kleinwagen-Bibel von 1977
Ich kannte genau zwei Fotos von diesem formal ziemlich gelungenen Automobil, die Hanns Peter Rosellen 1977 im ersten Buch zum Thema überhaupt, „Deutsche Kleinwagen“, veröffentlicht hatte.
Der Schöpfer dieser Limousine, Egon Brütsch, (1904-1988) war der Kunststoff-Pionier im deutschen Automobilbau.
Als Sohn eines wohlhabenden Strumpffabrikanten im hohenzollerschen Jungingen konnte er früh schon Motorrad- und Autorennen recht erfolgreich bestreiten. Nach dem Krieg ermöglichte ihm der Tauschhandel mit den begehrten Textilien sogar den Eigenbau eines Rennwagens mit Maserati-Motor. „EBS“ hieß dieser, was für Egon Brütsch, Stuttgart, stand. Regeländerungen und die Währungsreform hätten ihn 1948 zum teuren Bau eines neuen Modells gezwungen – eine Ausgabe, die der mittlerweile 44-Jährige scheute. Stattdessen baute er den Rennwagen als Spielzeug für Kinder aus reichem Hause im Maßstab 1:2, mit einem kleinen Zweitaktmotor. Das Modell sorgte für Furore. Die Bilder eines reichen Engländers, der das Modell für seinen Sprössling mit dem Privatflugzeug abholte, gingen 1950 durch die Presse.
Bald jedoch versuchte sich Brütsch an einem kleinen Auto für Erwachsene. Erst ein-, dann zweisitzig, zeigten zwar verschiedene Investoren Interesse, eine Produktion kam jedoch nicht zustande. Anschließend nahm Brütsch einen 400er Lloyd-Motor und baute ein schnittiges Coupé. Als er allerdings behauptete, er hab dem Motörchen erst einmal das viel belächelte Heulen abgewöhnt, reagierte der Bremer Konzern-Chef Carl Borgward ziemlich sauer und setzte einen Anwalt auf ihn an.
Drei Karossen aus Blech von Wendler, eine aus Kunststoff von Wacker
Im April 1954 dann der nächste Coup: Egon Brütsch nahm die Mechanik eines verunfallten Weltkugel-Taunus 12m, konstruierte ein eigenes Chassis und ließ bei Wendler in Reutlingen eine elegante Karosserie aus Blech darüber setzen: Zwei Coupés und ein Cabriolet entstanden so.
Zur gleichen Zeit kam ihm eine Idee, wie es bei Rosellen überliefert ist: Auf der Autobahn grübelte Brütsch über neue Wege, wie man teure Pressgesenke für Stahlblech vermeiden konnte. In den USA gab es seit 1952 verschiedene Autos mit Kunststoff-Karosserie, den Woodwill Wildfire, den Glasspar Roadster, Kayser Darrin und natürlich die Chevrolet Corvette, seit 1953 auf dem Markt. Brütsch erweiterte den Gedanken wie ein Bootsbauer, ähnlich dem Schokoladen-Ei der Kinder-Überraschung: Eine obere und eine untere Hälfte aus glasfaserverstärktem Kunststoff wurde mit einer umlaufenden Flanschfläche verklebt. Fertig!
So experimentierte er mit Matten und Töpfen von BASF in Ludwigshafen und baute den „Spatz 200“, einen dreirädrigen Roadster im Westentaschenformat. Dieses Konzept konnte er an Investoren verkaufen – es war der Urtyp des Victoria Spatz, aber das ist eine andere Geschichte. Prototypen und Kleinstserien folgten, Kuriositäten wie die Mopetta und Rollera, Pfeil und V2. Aber alle Modelle zusammen wurden keine hundertmal bei Brütsch gebaut! Lediglich der Spatz brachte es, allerdings vom legendären Tatra-Konstrukteur Hans Ledwinka komplett umkonstruiert und mit Zentralrohrrahmen versehen, auf 1588 Exemplare. 859 entstanden als Spatz 200 bei der Bayerischen Autowerke GmbH in Nürnberg, anschließend noch 729 Stück bei Victoria.
Im Herbst 1958 war das Abenteuer Automobilbau für Brütsch vorbei. Es hatte ihm jede Menge Ärger und Kosten gebracht. Der „Motor-Reporter“ aus der Schweiz sagte damals: „Wäre der Publikumserfolg bei Ausstellungen ein Wertmesser für den finanziellen Erfolg, müsste der Mann schon längst Millionär sein.“ Egon Brütsch nutzte seine Erfahrung in der noch neuen Kunststoffverarbeitung und wurde eine Pionier des Fertighausbaus. Davon konnte er gut leben.
Ja, und dann war da noch der Brütsch 1200, mit seinen drei Stahlblechkarosserien von Wendler. Und weil Brütsch 1954 gerade mit der Glasfaser experimentierte, entstand ein vierter „1200“ mit Kunststoffkarosserie beim Fahrzeugbau Wacker in Pforzheim.
Wie gesagt, ich hätte nie damit gerechnet, einen Brütsch 1200 jemals zu sehen. Deshalb war das Auto, das bei den Alt Ford-Freunden in Stuttgart ausgestellt wurde, und das noch immer im ersten Familienbesitz ist, unser Star des Wochenendes!
Text und Fotos: Achim Gandras /oldtimer-app.com
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Hoffentlich sind Sie, seid Ihr alle gut ins neue Jahr gekommen. Heute ist Dreikönigstag, der 6. Januar, und da liegt es doch nahe, einmal an jenes Automobil-Emblem zu erinnern, das direkt damit zu tun hat.
1164 hatte der Kölner Erzbischof und Kanzler Kaiser Friedrich Barbarossas die Gebeine der Heiligen Dreikönige als Kriegsbeute von Mailand nach Köln gebracht, was die Bedeutung der mittelalterlichen Stadt am Rhein als Pilgerziel deutlich erhöhte. Die drei dreiblättrigen Kronen im roten Schildhaupt auf dem Stadtwappen deuten bis heute darauf hin. Darunter auf weißer Fläche die elf Flammen, die auf eine andere kölsche Heilige verweisen. Sie erinnern an die Prinzessin Ursula und ihre 11.000 Jungfrauen, die durch die Hunnen den Märtyrertod gestorben sein sollen… Freilich konnte man so jeden Knochen aus den unzähligen Römergräbern als Reliquie an fromme Pilger verkaufen, aber das gehört hier ja nicht unbedingt hin.
1925 hatte Henry Ford aus Dearborn/Michigan/USA die erste deutsche Niederlassung in Berlin gegründet. Doch bald schon baute er ein neues Werk in Köln-Niehl, in dem seit 1931 Autos gebaut werden.
Die ovale „Ford-Pflaume“ als Emblem wurde 1939 von den Nazis ausgetauscht gegen eine stilisierte Werkshalle vor den beiden Türmen des Doms. Dieses Emblem blieb bis Anfang der der 50er Jahre aktuell, dann folgten von 1952 bis 1956 zwei ineinander verschlungene liegende Ovale, in denen links ein „F“ für Ford und rechts ein „K“ für Köln eingesetzt war. Der „Weltkugel-Taunus“ von 1952 trug ganz dem Namen nach bis 1959 einen emaillierten Globus auf der Nase.
Mit dem größeren Taunus P2, dem „Barocktaunus“, wurde ab 1957 erstmals das Kölner Stadtwappen mit den drei Kronen als Emblem verwendet. Bis 1971 fand man es an den kleinen Typen G13 „Streifentaunus“, P4 und P6, sowie an der Mittelklasse P2 „Barocktaunus“, P3 „Badewanne“, P5 „Große Wanne“ und P7. Die originale blaue Ford-Pflaume tauchte erst ganz unauffällig wieder auf der Einstiegsleiste auf dem Türschweller oder auch unten am vorderen Kotflügel auf.
Auf das schöne Kölner Stadtwappen folgte eine kurzfristige Ernüchterung mit vier schlichten, einzelnen „FORD“-Buchstaben, bevor wieder ganz verschiedene Wappen die Autos schmückten.
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