Sieben Bugatti Royale hat es gegeben und sie gehören zu den großen Legenden der Automobilgeschichte. Ettore Bugatti (1881-1947) hatte die gigantischen Luxuswagen kurz vor der Weltwirtschaftskrise vorgestellt, die von seinem Sohn Jean (1909-1939) entwickelt worden waren. Lediglich drei ließen sich auch verkaufen, denn der Achtzylinder mit 12,7 Litern und 300 PS war einfach unglaublich kostspielig.
Inzwischen sind einige Royale auch nachgebaut worden. Zu diesen Recréationen gehört der atemberaubende Roadster Esders, der einst an den schwerreichen Textilindustriellen Armand Esders ausgeliefert worden war.
Das originale Fahrgestell wurde schließlich auf Wunsch eines späteren Besitzers mit einer gepanzerten Karosserie versehen. Dieses Coupé de Ville mit Aufbau des Carossiers Henry Binder steht heute im Zeithaus der AUTOSTADT in Wolfsburg. Und wie es sich für ein solch legendäres Automobil gehört, gibt es natürlich auch eine geheimnisvolle Verschwörungsgeschichte, denn gerne wurde auch behauptet, dass der Roadster Esders in einem Pariser Nebentunnel der Metro zu Kriegsbeginn 1940 eingemauert worden sei, und dass man ihn bis heute nicht wiedergefunden hätte…
Allerdings sind alle Fahrgestellnummern der Royales bekannt. Der Roadster Esders hatte die 41-111, just jene, die nun in Wolfsburg steht.
Übrigens hat der Prototyp von 1926 eine ähnlich komplizierte Geschichte. Insgesamt viermal hatte sein Chassis 41-100 eine neue Karosse erhalten. Mit einem Coach-Aufbau, also einer zweitürigen Limousine, war Ettore Bugatti persönlich verunglückt. Der preisgekrönte Aufbau von Weymann musste danach weichen, das Chassis wurde gekürzt und erhielt jenes spektakuläre Haus, das bis heute im Nationalen Automobilmuseum in Mulhouse, der Schlumpf-Collection, für Aufsehen sorgt: Das Coupé de Patron, besser bekannt als Coupé Napoléon, mit geschlossener Kabine hinter offenem Fahrersitz, geschaffen im Molsheimer Bugatti-Werk und von Jean Bugatti persönlich gezeichnet.
In dieser Sammlung stehen auch zwei weitere Royale. Ein anderes Original, das Cabriolet mit Karosserie von Weinbrenner, steht heute in der Ford-Sammlung in Dearborn, USA. Nach der Emigration des jüdischen Arztes Dr. Fuchs, der es neu gekauft hatte, war der Wagen über Fernost in die Vereinigten Staaten gelangt und hatte schließlich mit kapitalem Frostschaden auf einem Schrottplatz gestanden, wo er von einem Kenner glücklicherweise später aufgefunden worden war! Der dritte je verkaufte Royale ging 1933 nach England und bekam eine Karosse von Park Ward.
Daniel Lapp, Restaurator und Président der Enthousiastes Bugatti Alsace, hatte nun den neu erstandenen Roadster Esders mit zur Retro Classics in Stuttgart gebracht. Wir von der Oldtimer-Youngtimer-App hatten die große Freude, mit diesem freundlichen Grandseigneur und Kenner ein langes Gespräch führen zu dürfen, in dem es sehr viel über Bugatti zu erfahren gibt, wie es nicht an jeder Ecke nachzulesen ist…
Das Interview erschien im Kanal der Oldtimerexperten der GTÜ und läuft als Mehrteiler auch auf www.Radio-Oldtimer.de
Hier geht’s zum Interview:
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