Opel GT 1900 – Oldtimerspendenaktion der Lebenshilfe Gießen

Reinhard Schade und ein Mitarbeiter werkeln gerade an einem alten Deutz-Trecker, einem Simca Aronde und einem Mercedes 190 SL, den sie am Vortag von einem Spender aus Hamburg abgeholt haben. Wer bei der Oldtimerspendenaktion der Lebenshilfe Gießen (www.oldtimerspendenaktion.de) ein historisches Fahrzeug gewinnt, soll schließlich keinen Schrott, sondern eine fahrbereite Antiquität in gutem Zustand bekommen. Reinhard Schade hat mal Elektriker gelernt und außerdem schon reichlich Erfahrungen mit der Restaurierung historischer Fahrzeuge gesammelt. Die hat er einer zündenden Idee aus dem Jahr 1995 zu verdanken, als für die Behinderten-Werkstätten der Lebenshilfe ein alter Opel Blitz gespendet wurde, der sich jedoch nicht als Transportmittel eignete. Reinhard Schade, damals Leiter von zwei Werkstätten, verloste das alte Feuerwehrauto kurzerhand und nahm auf diese Weise 5000 D-Mark für die Lebenshilfe ein. „Das war eigentlich nur eine Schnaps-Idee“, sagt Schade. Doch daraus wurde eine jährliche Riesen-Aktion, die Reinhard Schade längst in Vollzeit beschäftigt. Erstaunlich, dass der 64-Jährige genug Zeit findet, auch privat an altem Blech zu schrauben. Zum Beispiel an seinem chromgelben Opel GT von 1970, für den er in den höchsten Tönen schwärmt. Am Anfang konnte von Begeisterung allerdings keine Rede sein.

Kein Mensch hat sich damals an einem Opel die Nase plattgedrückt, doch dann kam der GT mit seinen Klappscheinwerfern,….

Deshalb habe ich ihn:

Ich war zwölf Jahre alt, als 1968 der Opel GT auf den Markt kam. Opel hatte damals ein biederes Hosenträger-Image. Die bauten zum Beispiel den Kadett B, ein einfacher Kasten mit kleinem Motor. Kein Mensch hat sich damals an einem Opel die Nase plattgedrückt, doch dann kam der GT mit seinen Klappscheinwerfern, den runden Bremsleuchten, dieser herrlichen Form und dieser Haifisch-Schnauze. Der GT ist eine Design-Ikone. Man spricht ja auch vom Coke-Bottle-Design, weil die Kotflügel wie bei der Corvette von Chevrolet ähnlich einer Colaflasche geschwungen sind. Und wenn der GT den 1,9-Liter-Motor mit 90 PS aus dem Opel Rekord hatte, fuhr diese Flunder 185 Stundenkilometer. Das war damals in den 1970er Jahren auf der Autobahn eine absolute Kampfansage.

Und wenn der GT den 1,9-Liter-Motor mit 90 PS aus dem Opel Rekord hatte, fuhr diese Flunder 185 Stundenkilometer. Das war damals in den 1970er Jahren auf der Autobahn eine absolute Kampfansage.

Bei unserem Opelhändler, der gleichzeitig Fahrradhändler in unserem Ort war, durfte ich mich als Zwölfjähriger in einen gelben Opel GT setzen und die Lampen mit dem Hebel am Armaturenbrett auf- und zuklappen. Das war eine Sensation für mich.

Ein Freund von mir, der viele Autos aus den USA reimportiert, hatte dann vor ein paar Jahren in Amerika einen Opel GT stehen, den er mir anbot. Von außen sah er erbärmlich aus, Sitze, Teppichböden und Armaturenbrett waren von der kalifornischen Sonne total aufgeplatzt. Aber weil ich schon als Kind immer davon geträumt hatte und ich ihn auch immer in Gelb wollte, habe ich ihn gekauft. Als ich das Auto erstmals vor mir sah, dachte ich nur: Reinhard, du bist ein absoluter Vollidiot. Du hast dir Arbeit reingeholt ohne Ende. Mittlerweile kann ich nur sagen: Mit Opels Werbeslogan „Nur fliegen ist schöner“ stimme ich absolut überein. Jetzt ist der GT ein echtes Traumauto.

Das kann er:

Diese Sitze mit integrierter Kopfstütze, diese herrliche Viergang-Schaltung – in diesem Auto fühlt man sich sofort wohl. Auch mit diesen Zusatzinstrumenten strahlt das Auto eine Sportlichkeit aus, die es im Vergleich zu richtigen Sportwagen natürlich niemals unter Beweis stellen konnte, aber für Otto-Normal-Verbraucher war es schon eine Rakete. Der GT ist immerhin mehr als 103 000 Mal verkauft worden, wobei mehr als 50 Prozent in die USA gingen. Für die Amerikaner war das Auto attraktiv, weil es nicht nur sportlich, sondern auch sparsam und preiswert war. Was viele Leute nicht wissen ist, dass der GT ein frühes europäisches Fahrzeug war. Die Karosserie wurde bei Chausson in Frankreich gebaut, denn der Opel Kadett B hatte so einen reißenden Absatz, dass man in Bochum keine Kapazitäten hatte. Die französische Firma Brissonneau & Lotz übernahm die Lackierung und die Innenausstattung, in Bochum kamen dann Motor und Getriebe dazu.

Die Lampen werden mit einem Hebel am Armaturenbrett auf- und zugeklappt.

Das kann er nicht:

Von dem Styling und dem Image des GT hat Opel natürlich stark profitiert. Aber das Auto war eigentlich sinnlos, weil es noch nicht mal einen richtigen Kofferraum hatte.  Er kann auch keine Familie transportieren. Er ist ein reiner zweisitziger Sportwagen, ein Sport- und Spaßauto. Der GT, der das Fahrwerk vom Kadett B bekam, sollte eigentlich einen ganz normalen Frontmotor bekommen. Aber da er sehr kurz ist und das Gewicht ungleichmäßig verteilt gewesen wäre, hat man einen Front-Mittelmotor eingebaut, der so weit wie möglich vor der Vorderachse sitzt. Wegen des Luftfilters musste man der Haube eine Wölbung verpassen. Damals waren die Autos auch sehr schlecht korrosionsgeschützt. In Kalifornien gibt es zum Glück wenig Regen und Salz auf den Straßen, da hat der Wagen fast 50 Jahre gut überlebt.

Rainer Schade, der Organisator der Oldtimerspendenaktion mit seinem gelben Opel GT.

Das habe ich für ihn getan:

Als ich den Wagen in unrestauriertem Zustand sah, habe ich bei Opel in der Klassik-Abteilung angerufen und gefragt, ob sie den haben wollen. Wollten sie nicht, aber ich bekam den Kontakt zum Vorsitzenden des „Dachverbands europäischer Opel GT Clubs“, Olaf Moldzen. Der hat sich Wagen von unten angesehen und meinte, dass er wie ein Neuwagen aussähe. So etwas habe er bei einem so alten Auto noch nie gesehen. Null Rost, er sprach von einem Sahnestückchen. Optisch war mein GT also eine Grotte, von unten aber eine Offenbarung. Ich habe den Wagen rollfähig gemacht und bin damit zum Olaf gefahren, wo wir ihn zusammen auseinandergenommen haben, um ihn in einem wunderschönen Chromgelb zu lackieren. Zurück in Gießen habe ich alles wieder zusammengebaut und mich an den Motor gemacht. Als alles fertig war, bemerkte ein Bekannter, der Experte für Elektrik ist, dass die Kabel 50 Jahre alt seien, die würde er erneuern.  Ich meinte nur: „Das meinst du nicht ernst.“  Aber nach zwei Tagen Bedenkzeit habe ich die Kabel bestellt, alles nochmal ausgebaut und die Kabel ausgetauscht. Das war von der Taktik und der Reihenfolge vielleicht nicht sehr klug. Aber nun kenne ich das Auto in- und auswendig. Ein Jahr später hatten wir einen GT in der Verlosung, da konnte ich dann viel dran machen.

Das haben wir erlebt:

Das schönste Erlebnis hatte ich vor zwei Jahren. Der GT feierte damals sein 50-jähriges Bestehen, weshalb sich rund 100 GT-Fahrer beim Opelwerk in Rüsselsheim einfanden. Wir waren auch auf dem Hockenheimring und in Dudenhofen auf dem Opel-Testgelände, wo es auf die Steilwand ging. Es war schön, so viele Leute kennenzulernen, die das gleiche Auto fahren. Die GT-Leute sind eine wirklich feine Familie. Die freuen sich vor allem über Nachwuchs.

 

Das haben wir vor:

Eigentlich wollten wir uns über Pfingsten mit dem europäischen GT-Dachverband in Dänemark treffen. Aber das ist wegen Corona leider abgesagt worden. Das werden wir bestimmt im nächsten Jahr nachholen.  Ansonsten hole ich den Wagen nach dem Winter jetzt aus der Garage und werde ausgiebige Touren durch das oberhessische Bergland unternehmen, das ist bei schönem Wetter ein Traum. Immer wenn man stehen bleibt, kommt jemand, der sagt, dass er so einen auch schonmal hatte. Man kommt mit diesem Auto sehr schnell ins Gespräch mit den Leuten.

Opel bewarb den GT mit dem Slogan „Nur fliegen ist schöner“ ….

Spenden und gewinnen

Seit 26 Jahren: Gewinnen mit der Oldtimerspendenaktion

…ist unser Motto: Liebhaber klassischer Fahrzeuge, Youngtimer-Fans und Zweiradfreunde kommen auch bei der 26. Auflage der Spendenaktion auf ihre Kosten. Neben attraktiven Gewinnchancen steht natürlich wieder der gute Zweck im Mittelpunkt: Mit einer Spende von 5 Euro oder einem Betrag nach Wahl unterstützen die Teilnehmer auch in diesem Jahr wieder Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung. Viele kleinere Preise warten auf glückliche Gewinner und die Hauptgewinne können sich sehen lassen.

Aufgrund der Corona-Pandemie fallen viele Messen und Veranstaltungen ausfallen, auf denen ihr Lose kaufen könntet. Aber die Lose könnt ihr auch direkt hier erwerben:,

www.oldtimerspendenaktion.de

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