Na klar, der historische Rennsport ist nicht jedermanns Sache, aber doch gehört auch er natürlich zu unseren Bereichen. In der Datenbank der O-Y-App entsteht ja nach und nach auch die Sparte „Rennsportwagen“, die wir dort nicht nach Marken, sondern zusammen erfassen. Natürlich findet man den Mercedes Flügeltürer auch in der Mercedes-Liste, aber aus dem Rennsport kam er und deshalb ist er auch dort zu finden. Es hat natürlich auch unzählige Prototypen etc. gegeben. Da wir auch viel auf den Rennstrecken des historischen Motorsports unterwegs sind, wird diese Sparte, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, weiter wachsen.
Was Ihr in diesem Artikel nun findet, ist ein gehobener Schatz auf Youtube. Wolfgang Graf Berghe von Trips hätte 1961 auf Ferrari der erste deutsche Formel 1 – Weltmeister sein können, wenn er nicht am 10. September des Jahres in Monza tödlich verunglückt wäre. Das Ereignis wurde im Radio übertragen. Der Kommentator, heute undenkbar, tat nach der schlimmen Nachricht vom tödlichen Unfall das einzig Richtige: Er brach den Redeschwall ab und sendete ein stilles Nichts im Gedenken.
Der Graf aus dem Rheinland war eines der ganz großen Motorsport- und Sport-Idole seiner Zeit. Ein Weltmann, „Taffy“ oder auch „Count Crash“, wie ihn die Engländer in einer Mischung aus Humor und Respekt nannten. Damals gab es noch keine große Schlagzeile, wenn er dem spanischen Kronprinzen Juan Carlos heimlich das Autofahren beibrachte. Anders bei seinen Test-Kommentaren zu neuen Automodellen – hier folgten ihm regelmäßig Millionen begeisterter Bild-Leser.
Aber Graf Trips, geboren 1928 auf Schloss Hemmersbach bei Kerpen-Horrem, hatte auch ein Herz für die Jugendarbeit. Er brachte die Formel-Junior nach Deutschland und auf seiner Heimstrecke lernten Michael Schumacher und auch Sebastian Vettel viel, um später Weltmeister zu werden. Mit den damals weltberühmten Rennwagen-Entwicklern, besser noch Schlossern, Colotti und Fantuzzi entwickelte er den TCA, den Trips-Colotti-Auto-Union. Leider war der Dreizylinder-Zweitakter von DKW gegen die englischen Junioren-Rennwagen nicht konkurrenzfähig.
Ein großes Hobby des Grafen war das Filmen. Immer hatte er seine Super 8-Kamera dabei. Zwei ganz wunderbare Filme von ihm sind auch auf Youtube zu finden! Eine von ihm selbst gefilmte und gesprochene Tour mit dem Mercedes-Rennteam im Jahre 1955 ist ein außergewöhnlich intimes Zeugnis dieser Zeit. Die Leute reagieren anders, wenn es einer von ihnen ist und kein fremder Journalist, das ist ja klar.
Den anderen Film hat er ebenfalls selbst gedreht, seinen Text hat ein anderer gesprochen: Eine Fahrt über die Nürburgring-Nordschleife im Porsche 356 pre A, einer „Knickscheibe“, wohl 1954. Reinold Louis von der Trips-Stiftung hat diese Schätze aufbereitet und veröffentlicht.